Zeugnisse

Sonderanliegen Türkei - Das Feuer der Hoffnung brennt

Wenn es Nacht wird in Antakya, legt sich Dunkelheit über die zerstörte Stadt. Es gibt kaum Strom, kaum Wasser. Das Leid scheint in tiefem Schwarz zu verschwinden und ist doch greifbarer als am Tag. Finsternis und Kälte, 90% der Gebäude sind zerstört oder unbewohnbar.

Humanitäre Hilfe
Türkei
28.2.2023

Antakya: Das Feuer der Hoffnung brennt


Wenn es Nacht wird in Antakya, legt sich Dunkelheit über die zerstörte Stadt. Es gibt kaum Strom, kaum Wasser. Das Leid scheint in tiefem Schwarz zu verschwinden und ist doch greifbarer als am Tag. Finsternis und Kälte, 90% der Gebäude sind zerstört oder unbewohnbar. Menschen, die alles verloren haben. Die noch immer nach Angehörigen suchen und verzweifelt hoffen... Menschen, die nicht wissen, wohin. Menschen, für die jeder - auch noch so kleine - Lichtschein in den dunklen Straßen ein Anziehungspunkt ist, auf den sie automatisch zulaufen.

Ein solches Licht ist das Feuer, das vor dem Haus des Pastors in Antakya brennt. Unmittelbar nach dem Beben hatte es jemand entzündet, um sich nachts zu wärmen. Immer mehr Menschen kommen. Tag und Nacht. Sie sitzen um das Feuer und teilen ihr Leid. Manchmal, wenn irgendwo wieder Schreie zu hören sind, weil man verschüttete Menschen gefunden hat, springen sie auf und laufen zum Bergungsort, aber meist kommen sie weinend zurück, weil man den Vermissten nur tot bergen konnte. Dann sitzen sie wieder am Feuer, schweigend, erschöpft, und doch dankbar für diesen Lichtpunkt im Elend von Antakya.

Denn das Feuer vor Pastor Hamdullahs Haus ist ein Ort, an dem die Christen der Gemeinde von Antakya denen dienen, die nicht mehr können. Wer hier am Feuer sitzt, braucht jemanden, der zuhört, der mit weint, der Tee bringt, der umarmt, der einfach da ist. Wer hier sitzt, spürt die Liebe der Christen. Die Liebe Gottes. Wer hier sitzt, ist dankbar für das Wort Gottes, das die Christen weitergeben - das Wort des Lebens an einem Ort des Todes.
Deshalb ist das Feuer in dieser Straße ein Feuer der Hoffnung. Und solange es hier Christen gibt, die den Menschen dienen, wird dieses Feuer brennen.

Das Haus des Pastors - erste Anlaufstelle

Pastor Hamdullah und seine Frau Elmas wohnen im Zentrum von Antakya. Als die beiden nach dem Beben auf die Straße laufen, ist die Häuserzeile gegenüber nicht mehr da. Von den Hochhäusern ist nur ein riesiger Trümmerberg geblieben. Auch rechts und links in der Nachbarschaft sind die Häuser zerstört. Doch das Haus von Hamdullah und Elmas steht noch und wird zur ersten Anlaufstelle für Menschen, die im Schock und teils verletzt um ihr Leben rannten

Elmas erzählt: Anderthalb Minuten bebte die Erde. Wir wurden gegen die Wände geschleudert und konnten nicht nach draußen. Als die heftigen Stöße aufhörten, rannten wir auf die Straße. Eine Frau kam völlig durchnässt auf mich zu, weil es regnete. Sie hatte keine Schuhe, und es war so kalt. Ich gab ihr trockene Kleidung und Schuhe. Überall Menschen, Schreie, Verletzte. Es war furchtbar. Am Tag sahen wir das Ausmaß an Zerstörung. Unter den Hochhäusern gegenüber wurden 340 Menschen begraben. Menschen, die unsere Nachbarn waren, die wir kannten. Zu denen wir guten Kontakt hatten. Es macht mich so traurig, dass sie nicht mehr leben.
Da es gefährlich ist, in unserem Haus zu übernachten, schlafen wir noch immer im Auto. Mehr als vier Stunden pro Nacht finden wir keinen Schlaf. Es ist sehr kalt.
Aber Gott macht keine Fehler. Er hat einen Plan, davon bin ich überzeugt. Er wird in unserer Region noch mächtig wirken.
Und wir wollen hier sein und uns gebrauchen lassen. Wir wollen Gott wirken sehen.

Liebe in Wort und Tat:
Suppenküche und Hoffnungszelt


Für Hamdullah und Elmas war klar, das ihr Haus für alle offen stehen soll, die Hilfe brauchen. Vor allem Decken, Kleidung und Hygieneartikel werden hier weitergegeben.

Weil so viele Menschen auf den Straßen leben, in Autos übernachten und nicht in ihre Wohnungen zurückkehren können, bieten die Christen warme Mahlzeiten vor dem Haus des Pastors an.

Unser Mitarbeiter vor Ort berichtet aus Antakya:

Auch ich habe gestern Suppe und Reis verteilt. Mir fehlen die Worte, um die Dankbarkeit der Menschen zu beschreiben. Diese Blicke, diese dankbaren Blicke. Sie sagen so viel, dass keine Worte mehr nötig sind.
Im Hoffnungszelt gleich nebenan brennt der Ofen. Viele kommen hierher, um sich ein wenig aufzuwärmen. Auch für sie gibt es eine warme Mahlzeit.
Die Hingabe der Christen von Antakya überwältigt mich. Sie dienen und dienen und dienen. Schon vor der Katastrophe waren Hamdullah und Elmas in ihrem Viertel geachtet. Alle kannten sie. Jeder wusste, dass sie Gutes sagen und Gutes tun. Aber jetzt ist es, als ob die Menschen sich besonders nach diesem Guten ausstrecken, nach Gottes Liebe.
Und so laufen wir durch die Straßen von Antakya, und jeder kennt den Pastor und seine Frau. Jeder hebt die Hand zum Gruß, selbst vom Ende der Straße her. Manche werfen ihnen symbolisch eine Kusshand zu - aus Dankbarkeit. Die beiden sind Salz und Licht in ihrer Stadt. Ihre Liebe zu den Mitmenschen trägt die Botschaft des Evangeliums nach Antakya und darüber hinaus. Diese einfache Liebe erlebe ich auch, als uns ein Bekannter Hamdullahs begegnet, mit verbundenem Arm, gezeichnet vom Leid der vergangenen Tage. Als er Hamdullah sieht, eilt er auf ihn zu, umarmt ihn einfach. Eine Zeitlang verharren die beiden in dieser Umarmung und weinen.
Geteiltes Leid, geteilte Hoffnung, ohne dass Worte nötig wären. So, wie am Feuer auf der Straße vor Hamdullahs und Elmas Haus.
Danke, liebe Freunde, dass Sie mitbeten und mithelfen, damit dieses Feuer weiter brennt!

Essen wird vor dem Haus gekocht und verteilt.

Die Geschwister vor Ort arbeiten rund um die Uhr.

Danke, dass Sie die Geschwister in Antakya und in der ganzen Türkei im Gebet tragen!
Danke für jeden Beitrag für den Dienst der Christen vor Ort!
Danke, dass Sie mithelfen, dass das Feuer der Hoffnung weiter brennt - in Antakya und überall, wo Menschen von Gottes Liebe erfahren müssen!

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