Schon lange warten Zamira, Nazira und Gulnara an diesem Nachmittag auf ihren Bus, der sich wieder einmal verspätet. Es ist kalt, und sie wollen nach Hause. Doch sie ahnen nicht, dass Gott etwas ganz Besonderes für sie vorbereitet hat. Ein Gott, den sich noch gar nicht kennen, denn sie kommen aus muslimischen Familien. Auf dem Weg zur städtischen Schule in Iwanowka (Kirgisistan), wo unser Weihnachtsprogramm für Kinder stattfinden soll, sehen wir die Mädchen an der Bushaltestelle stehen. Wir sind schon fast an ihnen vorübergefahren, als Pastor Denis, der unseren Kleinbus fährt, anhält und zu den Mädchen läuft. Gott hat ihn bewegt, die Mädchen spontan einzuladen. Sie zögern, doch schließlich siegt die Neugier, und sie sind einverstanden. Nicht umsonst, das wird uns in diesem Moment klar, hat die Gemeinde einen öffentlichen Veranstaltungsort für das Weihnachtsfest gewählt. Viele Kinder aus den muslimischen Familien der Stadt hätten von ihren Eltern keine Erlaubnis bekommen, in ein Gebetshaus der Christen zu gehen. Doch die Schule, in der auch sonst an den Nachmittagen verschiedene Workshops für Kinder stattfinden, ist für sie ein säkularer Ort, den auch ihre Kinder aufsuchen dürfen. Und so sind auch Nazira, Zamira und Gulnara zum ersten Mal bei einer Veranstaltung der Gemeinde dabei. Unter den über hundert Kindern – fast alle aus kirgisischen Familien –fallen sie mir immer wieder auf, weil sie dem Programm mit der allergrößten Aufmerksamkeit folgen. Fasziniert vom Geschehen der Weihnachtsgeschichte scheinen sie alles um sich herum vergessen zu haben. Und dann der Moment, als wir den Kindern verkünden dürfen, dass sie noch viel mehr Geschichten aus Gottes Wort mit nach Hause nehmen können, denn kurz vor Weihnachten sind die Kinderbibeln in Kirgisisch frisch aus dem Druck eingetroffen! Als wir die Bibeln verteilen, steht Zamira plötzlich vor mir. „Darf ich auch so ein Buch haben?“, fragt sie schüchtern. Ich freue mich, ihr und ihren Freundinnen eine Kinderbibel mitzugeben. „Rahmat“, sagen sie, „Danke!“, und dann gehen sie so fröhlich davon, dass ich Gott in meinem Herzen preise. Er hat nicht nur dafür gesorgt, dass Nazira, Zamira und Gulnara (und über hundert weitere Kinder) das Evangelium hören, sondern es auch in ihre muslimischen Familien tragen können!