Wir hatten keine klare Vorstellung davon, was uns in diesem so verwundeten Teil der Türkei erwarten würde und wie wir Schwierigkeiten wie die Sprachbarriere  bewältigen  könnten. Doch wir hatten uns vorgenommen, nach besten Kräften zu helfen, wo Gott uns gebrauchen wollte, und einfach für die Menschen da zu sein. Wir halfen beim Aufbau von Zelten, bei der Lieferung und Verteilung von Hilfsgütern und überall dort, wo man mit anpacken musste.

Einmal waren Nathanael (BM-Mitarbeiter) und ich unterwegs, um eine feste Unterkunft (Baracke) für Erdbebenopfer aufzubauen. Auf dem Weg trafen wir zwei Männer, die gerade ein Sofa von ihrem Auto abladen wollten. Wir freuten uns, dass wir zum richtigen Zeitpunkt vorbeikamen, um ihnen zu helfen. Mit sehr herzlicher  Gastfreundschaft luden sie uns danach zu einem türkischen Kaffee in ein kleines Straßencafé ein. Etwa eine halbe Stunde saßen wir beieinander und konnten uns mit Hilfe eines Übersetzers unterhalten. Ich glaube, dass Gott uns wegen dieses Gesprächs zu den Männern geführt hat. Wir erzählten ihnen vom Grund unseres Einsatzes, und dass wir Christen sind. Vor allem aber konnten wir ihnen einfach zuhören. Einer von ihnen berichtete Nathanael davon, dass er im zweiten Stock eines Gebäudes gelebt hatte, und dass durch das Beben die  unteren  Stockwerke weggebrochen waren. Das Haus war zusammengesackt und hatte auch ihn verschüttet. Dort, unter den Trümmern liegend, war sein ganzes Leben wie ein Film an ihm vorübergezogen, bis er endlich gerettet werden konnte. Zwei Wochen hatte er in seinem Auto gelebt und dann von der Gemeinde vor Ort ein Zelt bekommen. Die Dankbarkeit dieses Mannes  war  ergreifend, vor allem auch, weil seine Kinder bereits vor dem Beben ausgezogen und deshalb nicht unter dem einstürzenden Wohnhaus begraben worden waren.

Auch der Mann, der mit mir sprach, hatte von der Gemeinde ein Zelt bekommen und stand in gutem Kontakt mit den Christen vor Ort. Er war überglücklich, dass seine Familie überlebt hatte und zeigte mir Fotos aus alten Familienalben. Er sprach Türkisch, doch ich verstand ihn trotzdem. Er erinnerte sich einfach an das Leben vor dem Beben, als alles noch normal war. Trotz dieser leidvollen Momente war es gut, für ihn da zu sein. Alles, was ich in diesem Moment für ihn tun konnte, war zuzuhören, seine Erinnerungen zu teilen - eine Kleinigkeit eigentlich. Und doch so wichtig, denn wir durften genau dadurch Trost und Ermutigung - Gottes Liebe - weitergeben und  für unsere Gesprächspartner beten. Für mich war das ein Moment Gottes, dass unser Herr für alles den richtigen Zeitpunkt hat und auch eine kleine Kaffeepause dazu nutzt, um Menschen zu erreichen. Ich danke Gott dafür, dass Er uns diese Möglichkeit geschenkt hat, den Samen der Hoffnung und Rettung in einem Land zu säen, das so viel an Zerstörung und Leid erfahren hat. Lassen Sie uns gemeinsam dafür beten, dass dieser Same bald aufgeht.

Jan Harder