Weihnachten in geschlossenen Ländern
Die Kinder lieben sie – die blau-bunten Päckchen, die schon von außen nach Weihnachten aussehen. Drinnen entdecken sie unter köstlichen Süßigkeiten eine Bastelanleitung und Figuren. Dann wird in vielen Familien gefaltet, geklebt – und gemeinsam darüber gestaunt, wie aus einem Karton eine ganze Geschichte entsteht – die Weihnachtsgeschichte zum Anfassen. Die einfache Botschaft des Evangeliums, die jedes Kind verstehen kann.
Nicht alle Länder genehmigen die Einfuhr von Weihnachtspäckchen aus Deutschland. Wir nennen sie „geschlossene Länder“, zu denen ganz Russland und die Länder Zentralasiens gehören. Doch auch dort sollen Kinder Weihnachtsfreude erleben und die Botschaft von Weihnachten verstehen können. Deshalb rüsten wir die Ortsgemeinden mit den blau-bunten Päckchen aus, die sie vor Ort mit Süßigkeiten füllen und zu den Kindern bringen.
Vom Besuch bei einer Familie im Gebiet Tomsk, Sibirien, berichtet Wladimir Tscherkassow: Fünf Päckchen hatten wir für die fünf Kinder der Familie im Gepäck. Das kleine Dorf war eingeschneit, und zwei der Geschwister waren gerade am Schneeschieben, vom Gebell ihres Hundes begleitet, als wir das Haus erreichten. Es war ihr neues Zuhause, denn ein Jahr zuvor hatte der Familienvater in völliger Trunkenheit die Mutter und die Kinder eingeschlossen und das Haus in Brand gesteckt.
Wie durch ein Wunder waren alle unverletzt geblieben, der Vater war ins Gefängnis gekommen. Beim Betreten dieser neuen Unterkunft wurde die große Armut der Familie offenbar, aber auch das Bemühen der Mutter, für die Kinder zu sorgen. Eine Schüssel mit gebackenen Haferflocken und ein 3-Liter-Glas mit Beerensaft standen auf dem Tisch – mehr gab es an diesem Tag nicht zu essen.
Wir schlossen Bekanntschaft mit den fünf Kindern. Der älteste Sohn ging schon aufs College in Tomsk, der Jüngste war noch ein Vorschulkind. Die kleineren waren ein wenig verängstigt angesichts der fremden Leute in ihrem Haus. Wir überreichten allen die Geschenke und schlugen vor, eines der Päckchen gleich zu öffnen und daraus gemeinsam die Krippe zu basteln. Dabei baten wir den ältesten Sohn, die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vorzulesen, die wir auch mitgebracht hatten.
Die Kinder waren begeistert. Sie erkannten die Figuren aus der Geschichte und stellten sie an ihren Platz in der Krippe. Als wir aufbrechen mussten, waren die Kinder noch immer damit beschäftigt, Süßigkeiten miteinander zu tauschen, sich an der gebastelten Krippe zu freu-en und in der Bibel zu blättern. Weihnachtsfreude und Weihnachtsfrieden waren in ihr Haus gekommen. Wir beteten dafür, dass die Botschaft von Weihnachten in ihren Herzen aufgeht.
WLADIMIR TSCHERKASSOW, BIBEL-MISSION OMSK
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